Der Lawinenwinter 1937 in Graubünden

“Der Februar ist wieder einmal ein richtiger Wintermonat mit sehr bedeutenden Schneefällen in den alpinen Regionen und selbst im Tal. Vom 14. des Monats an sind Schneefälle meist stürmischer Art häufig, so am 14., 21., 23. und 28. Februar.

Am 28. des Monats wird von 2—5 Uhr nachmittags auch Chur von einem richtigen Schneesturm wie selten Verblasen.

Dieser Sturm ist über ganz Graubünden gegangen und hat beträchtliche Mengen Neuschnee gebracht. Aus allen Kantonsteilen treffen Meldungen von Lawinen ein.

Davos ist für eine Nacht vom direkten Verkehr mit der Außenwelt abgeschnitten, da die Drusatscha- und die Zügenlawinen Straße und Bahnlinie sperren. (Über diese Februar-Lawinen vergleiche eine interessante Schilderung von Dr. W. Mörikofer in der «Davoser Zeitung» vom 1. April 1937.)

Eine Lawine sperrt die Linie Spinas—Bevers. Zwischen Samaden und St. Moritz bleibt ein Zug auf offener Strecke stecken; auch zwischen Sedrun und Disentis ist ein Zug eingeschneit.

Aus allen Hochtälern fast kommen Meldungen über Verkehrsunterbrüche.

Von der Lawine aus dem Wiesener Schaftäli nimmt Dr. W. Mörikofer an, daß sie 100‘000 m3 Schnee in die Zügenschlucht geworfen habe.

Bei Alp Grüm wird am 28. Februar eine Schneeschleudermaschine mit vier Bahnarbeitern verschüttet; nur einer kann sich retten."
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Quelle: Naturchronik für das Jahr 1937. Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden. Band 75 (1936-1938)