1762, 8.-11. Juli (nach alter Zeitrechnung 27.-30. Juni 1762)
Furchtbarste Wasserkatastrophe der letzten Jahrhunderte. Ursache: Im ganzen Rhein-, Reuss- und Linthgebiet regnete es während drei bis vier Tagen und Nächten unaufhörlich und heftig, bei hohen Temperaturen und einsetzender Schneeschmelze.
Graubünden: Furchtbare Wassernot durch Vorder- und Hinterrhein, Plessur, Landquart, Albula, Moesa, Inn und andere Bäche. Alle Brücken, Wege und hunderte von Häusern wurden zerstört. Betroffene Regionen: Bündner Oberland und Rheintal, Schams, Domleschg, Albula- und Landwassertal, Schanfigg, das ganze Prättigau, das Engadin sowie das Misoxertal.
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Quelle Gerhard Röthlisberger: Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz.Berichte der eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, 1991
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Ende Juni 1762 brachen nach dreitägigem Dauerregen bei Föhn aus allen Seitentälern der grossen Flussgebiete in allen Landesteilen die Wildbäche los. Zusammen mit dem Schmelzwasser eines schneereichen Winters stürzten unglaubliche Wasser- und Schuttmassen in die Talgewässer.
Von Davos, Langwies, Andeer und Ilanz bis Ragaz wurden sämtliche Brücken weggerissen. Etlichen Dörfern im Prättigau, im Domleschg sowie Alvaneu Bad und Surava an der Albula drohte die gänzliche Zerstörung.
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Quelle Publikation “Hundert Jahre Gebäudeversicherung Graubünden”. GVG, 2007
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Von 1680 bis 1792 schrieb die Conterser Familie Jost fünf Generationen lang alles auf, was ihnen am Geschehen in und um Conters wichtig schien.
In ihrer Jost’schen Chronik wird das Hochwasser von 1762 erwähnt als " …grosse und allgemeine Wassers-Not, so den 28., 29. und 30. Juni 1762 unsere bündnerischen und andere umliegenden Gegenden und Länder betroffen hat. Welche entstanden ist aus einem von Ost und Norden schwer daherfahrenden und ungefähr in die 68 Stunden dauernden Regenwetter, das einen Strich dieser Länder von den südlichen Grenzen nach bis gegen Abend an die fanzösische Grenze hinaus durchzogen hat."
Weiter ist in der Chronik zu lesen: "Die grossen Wasserüberschwemmungen, von denen man liest von 1460, 1640, 1720 und 1750, sind dieser gegenwärtigen Wassersnot nicht zu vergleichen. Es wurde dieser Tage überall viel mal Sturm geläutet. Die Leute kamen in grosser Eil zusammen; ja, am Sonntag hat fast alles ohne Verrichtung des Gottesdienstes bleiben und arbeiten müssen (An vielen Orten musste der Gottesdienst sogar unterlassen werden) arbeiten müssen. Denn nicht nur in dem Tal Prättgau wurden alle Landbruggen über die Landquart von Klosters hinaus bis an die obere Zollbrugg samt allen Wuhren und Dämmen hinweg genommen.
Ich mache also den Anfang bei unserer benachbarten Landschaft Davos, allwo es im Dörfli gegen das Flüelatal hin eine Mühle und eine Säge wegggenommen, ein Haus übel verderbt, im Dörfli selbst die meisten Häuser vom dort herunterrollenden Bergbach und den niederbrechenden Rüfenen mit Sand und Steinen besetzt und die Landstrasse ruiniert; damals stieg der grosse See von der Anschwellung bis über die Landstrasse hinauf.
Bei der Hauptkirche haben die Bäche und Rüfenen sehr grossen Schaden getan; desgleichen bei der mittleren Kirche auf Glaris hin, und sind sechs oder sieben Häuser samt einer Wassersäge und anderen Gebäulichkeiten und Stallungen von Grund aus weggeschwemmt worden, sodass der gesamte Schaden durch Wasser und Rüfen an Gütern und Gebäuden in der ganzen Landschaft auf 150’000 Gulden geschätzt wird.
Die grosse Wassernot hat auch die Gemeinde Klosters und Serneus nicht unberührt gelassen, da es zwei Häuser, 20 Ställe, vier Mühlen, zwei Walken, eine Wassersäge und eine (Hanf-)Reibe aus dem Grund fortgerissen und auch an Gütern durch Verderbung oder Wegschwemmung derselben einen solchen Schaden getan hat, dass derselbe auf die 20’000 Gulden gerechnet wird.
Gemäss der Chronik wurde in St. Antönien zuhinterst im Tal eine Wassersäge und zu äusserst in Ascharina dem Jöri Juon eine Mühle samt Wohnhaus fortgerissen und eine Schmiede stark beschädigt.
In Dalvazza wurde die neu erbaute, schöne und kostbare Landquart-Brücke und viele Hanfländer und Kabisgärten zerstört; ferner haben die unter Fideris von der Aumühle auswärts gelegenen Güter grossen Schaden gelitten. Im Fideriser Tobel sei ein Haus mit etwas Wiesboden und einigen Gärten eine Beute des brausenden Elementes geworden.
Auch in Jenaz habe die wütende Landquart inner- und ausserhalb des Dorfes schöne Güter beschädigt und Ställe weggerissen.
In Schiers habe der grimmige Landquartfluss die innerhalb des Dorfes gelegenen schönen, neu gepflanzten Baum- und Krautgärten samt den schützenden Wuhren und Dämmen teils verdorben, teils weggeschwemmt, desgleichen unterhalb des Dorfes die schönen Allmend- und Privatgüter.
In dem zwischen Schiers und Grüsch gelegenen Sandgelände hatte man nicht lange vor dieser Wasserkatastrophe durch kostbare Verbauungen und Wuhren Pflanzungen anlegen können. Diese wurden nun in einem weiten Bezirke wieder vernichtet; bloss das oberhalb der Landstrasse gelegene Haus samt Stall und einigen Stück Boden seien noch übrig geblieben.
In Grüsch kam ein wütender Bach ab dem Alpgebirge mit einer solchen Grausamkeit durch das Seewiser Tobel heraus, dass er ganze Tannen und grosse Steine mit sich führte, welche sich am Ausgang des Tobels hinter der nicht lange vorher neu erbauten Brücke, die über 1000 Gulden gekostet, stauten, sodass das Wasser hoch anschwoll und linksseits zwischen dem Felsen und der festen Brücke so gewaltig durchbrach, dass die Häuser, welche dem Felsen entlang den Wellen in den Mund standen, wie auch die weiter abwärts gelegenen Wohnungen, 22 im ganzen, mit schrecklichem Gerassel niedergerissen und von Grund aus zerstört, die übrigen teils stark beschädigt, teils unterfressen oder eingesandet wurden. Eine Mühle, eine Säge und eine Schmiede wurden fortgespült, sogar der Kirchenturm stand in Gefahr.
Der Chronist hat sich nach Möglichkeit durch persönlichen Augenschein und durch authentische Berichte informieren lassen.
Die Gemeinden Jenins und Malans seien in Gefahr gewesen, weg gerissen zu werden. In Ragaz seien von 180 Häusern nur 30 unbeschädigt geblieben, 42 Firsten seien der Art verschwunden, dass selbst der Ort, wo sie gestanden, nicht mehr zu finden sei. Auch an Gütern und Weingärten sei unbeschreiblicher Schaden angerichtet worden.
Informationen zu den Auswirkungen des Hochwassers in Chur und Küblis können über die Marker in nebenstehender Karte aufgerufen werden.
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Quelle Sprecher, F.: Denkwürdiges über Elementarkatastrophen und abnorme Witterung insbesondere im Prättigau. Buchdruckerei Schiers AG
Das Hochwasser 1762 in der Geschichte Graubündens.
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