Das Hochwasser von 1921 in Graubünden

“September. Witterung sehr trüb, mit häufigen und ausserordentlich reichlichen Niederschlägen. Besonders der Gewitterregen vom 19. wies eine ungewöhnlich grosse Niederschlagsmenge auf. (Chur 28,1 mm). Und noch gewaltiger waren die Regengüsse vom 21. und 22. Sie bewirkten ein mächtiges Anschwellen der Flüsse im ganzen Lande. Als dann am 23. morgens die Niederschläge neuerdings einsetzten, war man auf sehr Schlimmes gefasst. Aus einzelnen Gegenden trafen auch Meldungen über erfolgten Hochwasserschaden und über Ausbrüche von Rüfen ein. Zum Glück hörte es am 23. bald zu regnen auf, und wir blieben vor einer grösseren Hochwasserkatastrophe verschont.

In Zillis ging eine Rüfe durch das Dorf herunter, an der Post vorbei, und ergoss sich über die darunter liegenden Wiesen.

Bei Andeer vor Bärenburg wurde durch einen Rüfenausbruch die Strasse überschüttet.

In Vals drang am 19. mittags das Wasser des Valser Rheins über die Dämme auf den Dorfplatz und in die denselben umgebenden Häuser ein.

Im Domleschg bedrohte die Albula Gelände und Gebäude des-Hofes St. Agata bei Fürstenaubruck.

Im Schanfigg war auf Gebiet von Langwies am 23. die Strasse an mehreren Stellen unterbrochen, und bei Arosa das Maschinenhaus des Elektrizitätswerkes durch die mächtig angeschwollene Plessur gefährdet.

Bei Chur, unter der Felsenau, hatte das Wasser der Plessur am 23. vormittags die Ufer auf eine Länge von 100 Meter ca. sechs Meter tief ausgefressen.

In Davos führte der Schiabach viel Geschiebe, das den Kanal verstopfte und das Wasser aus dem Bachbett leitete.

Unterhalb Frauenkirch trat am 23. früh der Suribach über seine Ufer und bedrohte den Bahnkörper.

Bei Samaden musste am 23. vormittags das Innwuhr geöffnet werden, um Gebäulichkeiten vor der Überschwemmung zu schützen.

In Zernez unterhalb der Bahnbrücke durchbrach der Inn die Bewuhrung auf einer Strecke von ca. 50 Metern. Seit 1888 hat man den Inn nie so hoch gesehen.

Im Münstertal bedrohte der Muranzabach mit seinen Geschiebemassen einige Häuser in Sta. Maria, und etwas unterhalb von dessen Einmündung in den Rambach wurde von letzterem eine Brücke weggerissen."
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Quelle Naturchronik 1920. Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden. Band 60 (1919-1921)