Hochwasser im Jahr 1900 im Engadin

Im August 1888 kommt es im ganzen Engadin zu Hochwasser und Überschwemmungen. Alphons v. Flugi schreibt im Bündnerischen Monatsblatt:

“August 24.—28. Anhaltende Regengüsse (Bevers vom 24.—28. 70.3 mm Niederschlag, Sils-Maria am 24. 55.2 mm).

Seit dem September 1888 gingen Inn und seine Nebenflüsse nicht mehr so hoch, wie in diesen Tagen. Bei der Samadener Brücke stieg das Wasser in der Nacht vom 24./25. innert zwei Stunden um 40 cm und erreichte nach Mitternacht die Pegelhöhe 560.

An mehreren Stellen trat der Inn über die Ufer, überschwemmte die tiefer gelegenen Wiesenkomplexe und setzte grössere Strassenstrecken unter Wasser (bei Suot-Sass, zwischen Celerina und Samaden auf eine Länge von 150 m).

In der Charnadüras-Schlucht wurde ein grösseres Stück des Fussweges nach St. Moritz weggeschwemmt.

Auf Beversergebiet sind die Innwuhren auf eine Länge von mehreren 100 m zerstört worden; das Wasser ergoss sich in die Wiesen; ob Ponte bildete sich ein grösserer See.

Der Beverinbach führte zwei Brücken mit sich fort und bedrohte für längere Zeit das Dorf Bevers.

Im Rosegtal hat der hochangeschwollene Bach mehrere Brücken zerstört und den in der letzten Zeit durch Aufstauung entstandenen See entleert.

Auch der Fexbach bei Sils-Maria verwandelte sich infolge des fortwährend reichlich fallenden Regens in einen reissenden Strom; er erreichte einen so hohen Wasserstand wie seit langer Zeit nicht mehr und gefährdete die längs des Baches gelegenen Dorfteile.

Es mussten daher längs des Fexbaches Wachen zur Verhütung grösseren Unglücks aufgestellt werden, wobei ein Mann von den hochgehenden Fluten weggeführt wurde und den Tod fand."
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Quelle Flugi, Alphons v.: Beiträge zur Naturchronik und Klimatologie des Ober-Engadins 1850-1900 [Fortsetzung und Schluss]. In: Bündnerisches Monatsblatt: Zeitschrift für bündnerische Geschichte, Landes- und Volkskunde, Band 1921, Heft 8
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Gion Caviezel schreibt in seiner Lizenziatsarbeit über die Auswirkungen des Hochwassers:

Die anhaltenden Regenfälle des 23. und 24. August 1900 führten vor allem in der Südschweiz zu grossen Schäden.

Im Oberengadin rissen die Nebenbäche verschiedene kleinere Brücken weg und der Inn trat an mehreren Stellen über die Ufer.

In Sils verwandelte sich der Fexbach infolge der starken Regenfälle innert weniger Stunden in einen reissenden Wildbach. Weil seine Wassermassen drohten, einige Häuser von Sils-Maria unter Wasser zu setzen, befahl der Gemeindevorstand, Wachen am Bach aufzustellen.

Bei diesem Hochwasserschutzdienst fiel der 37-jährige Wagnermeister Eggenberger in die Fluten und starb.

In der Ebene zwischen Celerina und Samedan trat der Inn über die Ufer und setzte die Hauptstrasse auf einer Länge von 150 m unter Wasser, ohne jedoch dadurch Verkehrsstörungen zu verursachen. 1890 war nämlich für solche Fälle eine Notstrasse gebaut worden.

Auf der Grenze zu La Punt hin durchbrachen die Wassermassen des Inns die Flussverbauungen von Bever, so dass sich das Wasser auf dem Wiesenfeld oberhalb von La Punt ausbreiten konnte und einen See bildete.

In Bever und La Punt hatten die Überschwemmungen grosse Schäden zur Folge.

Im Bergell schwollen die Wildbäche infolge des starken Regens gewaltig an. Oberhalb von Casaccia wurde die Maloja-Strasse zerstört, die Brücke von Ordlegna sowie ein Stall beim Weiler Cavril wurden ebenfalls fortgerissen.

In Castasegna trat die stark angeschwollene *Mair*a über die Ufer und schwemmte dabei Wiesen und Äcker weg. Die Postkutschen waren voll, weil viele Leute vor den Wassermassen flüchteten.

Im Puschlav schwollen der Poschiavino und seine zuströmenden Bergflüsse infolge der am 22. August einsetzenden Regenfälle stark an. Das Hochwasser bedeckte fruchtbaren Boden mit Geschiebe, doch gemäss eines Korrespondenten des Freien Rhätiers erreichte der Schaden nicht das Ausmass von 1888.
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Quelle Gion Caviezel: Hochwasser und ihre Bewältigung
anhand des Beispiels Oberengadin 1750 – 1900.
Lizenziatsarbeit, Bern, 2007
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